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Pina Palau und Dino Brandão im InterviewIhre neuen Alben machen Lust auf den Sommer

Dino Brandãos neues Album heisst «Self-Inclusion», jenes von Pina Palau «Get a Dog».

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Pina Palau und Dino Brandão verbindet einiges.

Beide taufen im Mai ihr neues Album im Helsinki. Beide touren zum ersten Mal im Ausland. Und beide machen Musik, die schwere Themen behandelt und trotzdem aufstellt.

In Pina Palaus Songtexten wird geküsst, geweint und gestritten. Die Zürcherin studierte Medizin, setzt nun aber voll auf die Musik und macht Indie-Folk mit langen Instrumentals.

Dino Brandão wurde durch das gemeinsame Album «Ich liebe dich» mit Sophie Hunger und Faber bekannt. Auf dem ersten Soloalbum schwebt seine weiche Stimme über Trommelbeats. Er singt über seine Multiple-Sklerose-Diagnose und seine Herkunft.

An einem Nachmittag treffen wir Pina Palau und Dino Brandão zum Gespräch. Über die Zürcher Josefswiese rennen Kinder, ein rosa Fussball rollt, Freundinnen rauchen. Palau und Brandão stecken sich Airpods in die Ohren. Sie sitzt auf dem Rasen und hört seinen Song «Bouncy Castle». Er sitzt auf dem Skateboard und hört ihren Song «Parasol» an.

Dino Brandão, Sie beschreiben das Leben als Hüpfburg, die einen hochwirft, aber auch einsackt. Weshalb?

Brandão: Ich habe «Bouncy Castle» geschrieben, als ich frisch die MS-Diagnose hatte. Multiple Sklerose ist die Krankheit der 1000 Gesichter – sie kann sich sehr unterschiedlich entwickeln. Bei mir ist sie bis jetzt zum Glück relativ gut verlaufen. Irgendwann habe ich angefangen, es so zu sehen wie die Diagnose: Hey, du stirbst halt. Wir alle sterben irgendwann. Alleine fühle ich mich manchmal trotzdem.

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In anderen Songs singen Sie auch über Ihre Psychiatrie-Aufenthalte. Es braucht Mut, so offen damit umzugehen.

Brandão: Ich habe einfach keine Lust, etwas nicht sagen zu dürfen. Und ich zeige mich gerne schwach. Das ist okay. In der Psychiatrie werden Menschen aus allen Schichten und Orten zusammengeworfen. Eine Hommage an diesen lebendigen und verrückten Ort war mir wichtig.

Dino Brandão singt auf seinem neuen Album über seine Multiple-Sklerose-Diagnose.

Pina Palau, gibt es Songs, die Sie nicht veröffentlichen, weil sie Ihnen zu persönlich sind?

Palau: Nein. Wenn ich meine schwachen Momente herunterbreche – zum Beispiel die Trauer über eine Trennung – dann lande ich oft bei Emotionen, die andere Menschen auch kennen. Das finde ich tröstlich.

Das Titelstück Ihres neuen Albums heisst «Get a Dog». Darin singen Sie, dass Sie vielleicht einen Job annehmen sollten, bei dem Sie Geld verdienen. Wie prekär ist die Situation als Musikschaffende?

Palau: Es ist mega schwierig.

Brandão: Für mich sind es Wellenbewegungen. Ich hatte das Glück, dass ich mit Sophie Hunger und Faber das Album «Ich liebe Dich» machen konnte. Dort habe ich das erste Mal in acht Jahren Selbstständigkeit ein bisschen Geld verdient. Es gibt aber schon auch Momente, in denen ich mich frage: Kann ich so weitermachen?

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Warum bleiben Sie trotzdem beide dran und setzen voll auf die Musik?

Brandão: Dieses Gefühl, im Studio zu sein, mit nichts, und dann irgendwann mit einem Album rauszulaufen. Das ist so: Jaaaaaa! Magisch, einfach.

Palau: Es ist, wie sich zu verlieben. Es gibt für mich wirklich nichts, das so krass ist, wie wenn ich mit anderen Menschen Musik mache.

Pina Palau singt auf ihrem zweiten Album über die Mühen des Erwachsenwerdens.

Gibt es einen Song, den Sie in letzter Zeit oft gehört haben?

Brandão: Kennt ihr das neue Lied von Klara?

Palau: Ja.

Klara? Nein.

Brandão: Klara Germanier. Sie ist eine Gitarristin aus Luzern, die gerade mit ihrem Soloprojekt «Solong» ihren ersten Song veröffentlicht hat. Er heisst «Running to the Shore».

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Beide hören sich den Song an. 

Brandão: Mich berührt das mega. Wenn die Gitarre einsetzt. Phu. Das ist so ein Befreiungsschlag.

Palau: Dein Song «Bouncy Castle», den wir vorhin gehört haben, ist so wie ein Film. Ich habe ganz viele Farben gesehen. Dieser ist eher dunkelblau. Reduziert. Kristallklar.

Pina Palau, haben Sie auch einen Song, den Sie gerade oft hören?

Palau: Voll. «Snake» von Sadurn, eine Band aus Philadelphia. Die sind noch ziemlich klein und haben noch nie in Europa gespielt. Hoffentlich bald.

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Pina Palau und Dino Brandão stecken sich wieder Airpods in die Ohren. Sie schliessen abwechselnd die Augen oder lassen ihre Blicke über die Josefswiese schweifen.

Brandão: Ich fühle mich huere jung, wenn ich das höre.

Palau: Ich mag die Stimme der Sängerin mega, weil sie so «chrümschelig» ist. Es wirkt so, als würde sie eine Freundin anrufen und etwas erzählen.

Weshalb haben Sie sich dazu entschieden, auf Englisch zu singen?

Palau: Die Alternative wäre Züritüütsch. Und ich mag diesen Dialekt nicht. Amerika ist für mich hingegen ein Sehnsuchtsort, was Musik und Kultur angeht.

Brandão: Ich wollte einfach, dass möglichst viele Menschen meine Texte verstehen können.

Ein paar Textzeilen auf Ihrem Album sind auf Portugiesisch.

Brandão: Der Song «Learning Portuguese» dreht sich um die Krux dieser Sprache, die ich leider nicht wirklich kann. Mein Vater ist in Angola aufgewachsen. Als Kind durfte er Kimbundu, seine Muttersprache, nicht mehr sprechen. Portugiesisch war für ihn immer die Sprache der Kolonialisierung. Diese wollte er mir nicht weitergeben.

Dino Brandão und Pina Palau schaffen es, grosse Themen aufzugreifen und trotzdem nicht moralisierend zu wirken.

Pina Palau, welche Themen waren Ihnen beim neuen Album am wichtigsten?

Palau: Alles, was mich als junge Musikerin, die in Zürich aufwächst, beschäftigt: älter werden, einen Platz in der Welt finden, Zweifel haben. Der Song «We’ve Got No Time at All» ist mir sehr wichtig. Er handelt davon, dass wir alle wissen, dass auf der Welt Schreckliches passiert – und doch tun wir nichts und steuern auf eine Katastrophe zu. Dieses Gefühl hat für mich einen grossen Einfluss auf das Jungsein.

Welchen?

Palau: In den 50er-Jahren dachten die Jungen: Geil, der Zweite Weltkrieg ist vorbei, jetzt wird es nur noch besser, und wir haben noch das ganze Leben vor uns. Und jetzt denke ich mir: Ich habe noch viel vor mir. Aber ich bin auch noch mega lange auf diesem Planeten, und es wird nicht einfacher.

Wie gelingt es Ihnen beiden, solche grossen Themen aufzugreifen und trotzdem nicht moralisierend zu wirken?

Brandão: Indem ich mich nicht als grosser Aktivist rühme, der ich nicht bin. Ich singe zum Beispiel über einen Vegetarier, der in ein Thunfischsandwich beisst. Damit versuche ich, zu zeigen, dass wir alle inkohärent handeln und uns nicht treu sind.

Palau: Genau. Ich bin ja selbst Teil des Problems. Ich kann nur sagen: So sieht es durch meine Augen aus.

Welcher Song hat Sie kürzlich vom Inhalt her durchgeschüttelt? Welche Zeile muss die Welt gehört haben?

Palau: Mir kommt da zuerst die australische Singer-Songwriterin Courtney Barnett in den Sinn. Sie singt: «Männer haben Angst, dass Frauen über sie lachen. Frauen haben Angst, durch den Park zu gehen, weil sie sich fürchten, umgebracht zu werden.»

Brandão: Ich weiss, welcher Song das ist. Der auf dem roten Album.

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Pina Palau scrollt durch ihr Handy und sucht das Lied. Dann hören beide «Nameless, Faceless».

Palau: Sie hat so tolle Details in ihren Songs. Zum Beispiel den Schlüssel, den sie in der Hand hält. Dieses Gefühl, bereit zu sein, um sich zu verteidigen, falls man angegriffen wird.

Dino Brandão, welcher Song kommt Ihnen in den Sinn?

Brandão: Ich dachte zuerst an Stahlberger. Hören wir doch «Rägebogesiedlig».

Pina Palau und Dino Brandão taufen ihre neuen Alben beide im Helsinki.

Während beide den Song hören, fragt eine Frau nach Geld. Brandão gibt ihr zwei Franken.

Brandão: Es ist grossartig, wie Stahlberger Geschichten erzählt. Sie sind so normal und trotzdem so scharf, dass es wehtut.

Was tut weh?

Brandão: Es ist so schweizerisch, dass es mich «verwütscht». Dieses Mü Bünzligkeit, das wir alle in uns haben.

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Bald fängt der Sommer an. Auf was freuen Sie sich?

Palau: Dusse si. Velo fahren. Bier trinken mit Freunden.

Brandão: Baden in der Aare. Die lustigen Festivals, an denen ich spiele. Und das Konzert von The Smile an den Winterthurer Musikfestwochen.

Welcher Song löst bei Ihnen Vorfreude auf den Sommer aus?

Palau: Der neue Song von Adrianne Lenker.

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Beide hören sich «Free Treasure» an.

Palau: In der ersten Strophe erzählt Adrianne Lenker, wie sie im Fluss baden geht. Ich sehe das kalte Wasser im Tessin vor mir, das so klar ist, dass man den Boden sieht.

Brandão: Mir ist auch noch ein Sommer-Song eingefallen. Ich verstehe zwar nichts, weil der Sänger, Kourosh Yaghmaei, auf Farsi singt. Aber er ist huere schön. «Gole Yakh».

Palau: Ah, den kenne ich!

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Als Pina Palau und Dino Brandão den Song hören, bricht die Sonne durch die Wolken.

Palau: Es hat mich grad voll zurückgeflasht. Einen Sommer lang konnte ich als Zwischennutzung in diesem roten Haus direkt auf dem Bullingerplatz wohnen. Wir konnten drinnen rauchen, alle Fenster öffnen, viele Leute einladen … Da habe ich den Song immer laut gehört.

Der Song klingt so wehmütig.

Brandão: Ja. So nach dem letzten Bier zu viel.

Palau: Jetzt habe ich gerade richtig Lust auf den Sommer.

Konzert Pina Palau: Fr 10.5., 21 Uhr, Helsinki

Konzert Dino Brandão: Mo 13.5 und Mi 15.5., 20.30 Uhr, Helsinki

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